Eine Kapelle mit 600-jähriger Geschichte

„Gegen Aufgang ligt ein hoher Berg, der Moritzenberg genannt, darauff eine Capell sambt einem Bruderhaus, zu S. Moritz genannt. Ist von den Faltznern, Burgern aus Nurnberg, erpauet und mit etlichen Einkummen begabt“ (Johannes Müllner, Die Annalen der Reichsstadt Nürnberg von 1623)

Mit einem Festgottesdienst wurde am 7.Juli 2019 das 600-jährige Jubiläum der Kapelle auf dem Moritzberg begangen. Zusammen mit dem Bruderhaus wurde sie von dem Nürnberger Ratsherrn und Patrizier Herdegen Valzner gestiftet und finanziell ausgestattet. Obwohl ein urkundlicher Nachweis für das Jahr 1419 bisher nicht gefunden wurde, werden Jahreszahl und Stifter schon sehr früh in zuverlässigen Quellen erwähnt, die den Wissensstand des ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts wiedergeben.

Herdegen Valzner stiftete 1390 dem Heilig-Geist Spital in Nürnberg eine Kapelle zu Ehren der zwölf Apostel. Im Heilig-Geist Spital ist er neben Konrad Groß begraben. Mit dem Tod seines gleichnamigen Sohnes 1427 sterben die Valzners aus. Durch seine Enkelin Johanna von Seckendorf kam der Besitz zu den Tuchers und durch Heirat von Anna Tucher 1476 mit Sigmund Fürer II (1436 -1501) in die Familie Fürer von Haimendorf, in deren Besitz sich die Kapelle noch heute befindet.

Bei der Restaurierung 2013-2015 ergab die dendrochronologische Datierung des Turmdachstuhls die Jahreszahl 1474/75. Ab diesem Zeitpunkt ist der Turm nachweisbar und somit auch die Existenz der Kapelle als Chorturmkirche. 1707/08 wurde die Kapelle im Rahmen einer Restaurierung von Carl Gottlieb von Fürer auf etwa die doppelte Länge erweitert, noch heute gut erkennbar am Mauervorsprung des Längsschiffs. Der ehemals spitze Turmhelm, der auf dem Kupferstich von Friedrich Albert Annert aus dem Jahre 1791 recht markant hervortritt, ist erst 1865 verkürzt worden. Insgesamt fanden umfangreiche Renovierungen zum Erhalt des Gebäudes und des Inventars statt in den Jahren 1590, 1650, 1708, 1865, 1907, 1987 und 2015.

Aus der römischen Geschichte erklärt sich, dass der heilige Mauritius ursprünglich der Schutzpatron des Heeres war. In der Bildenden Kunst wird er soldatisch mit Lanze, Brustpanzer und Schild dargestellt. Später wurde er auch als Schutzpatron der hufkranken Pferde verehrt. Gerade diese Verbindung zu den Pferden hat sich auf dem Moritzberg noch bis heute gehalten.

Anlässlich des 600-jährigen Jubiläums hat Herr Professor Dr. Helmut Flachenecker, Inhaber des Lehrstuhls für Fränkische Landesgeschichte der Universität Würzburg, eine umfangreiche Festschrift unter dem Titel verfasst „Der Hl. Mauritius in Franken - Zur Geschichte des Moritzbergs und seiner Wallfahrtskirche. 600 Jahrfeier (1419-2019)“, die im Jahrbuch für Fränkische Landesgeschichte 2021 erscheinen wird.

Restaurierung der Moritzbergkapelle 2013 bis 2015
Ein Vierteljahrhundert nach der letzten Restaurierung in den Jahren 1986 und 1987 wurde die Moritzbergkapelle von 2013 bis 2015 erneut einer grundlegenden Restaurierung unterzogen.

Die Arbeiten wurden vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege begleitet. Sie waren in zwei Projektabschnitte aufgeteilt: Der erste Abschnitt vom April bis Juni 2013 war dem Außenbereich gewidmet, von April bis Juni 2014 folgte der Innenbereich als zweiter Abschnitt. In der Zeit von Mai bis Mitte September 2015 wurden die Restarbeiten im Innenbereich abgeschlossen.

Wer den Moritzberg heute besucht, kann die Kapelle im neuen Außenglanz bewundern. Die Installierung einer neuen Drainage und eines Schutzgitters, die Restaurierung der Putze und des Außenanstrichs samt Fenstereinrahmungen, die Überarbeitung der Glasfenster, der Einbau neuer Dachrinnen und neuer Fensterläden sowie die Restaurierung der Turmeinfassung und die Wiederherstellung der historischen Sonnenuhr wurden 2013 abgeschlossen.

Im Innenbereich ging es um die Pflege der drei Altäre, der Epitaphien, der Malerei in der Sakristei und der Figur des heiligen Mauritius sowie um die Sanierung der durchfeuchteten Sockelzone, Reinigung der Wände und des hölzernen Tonnengewölbes, Überarbeitung der Mensa sowie um die Festigung der Malereien der Fenstereinfassungen. Zusätzlich wurde eine Wandtemperierheizung im Sockelbereich eingebaut. Die Arbeiten im Innenbereich dauerten von 2014 bis Sommer 2015. Mit der vollständigen Erneuerung der Kirchenbeleuchtung im Herbst 2015 ist die Generalsanierung der Moritzbergkapelle abgeschlossen.